Feiert das Leben!

Diese Woche durfte ich eine kenianische Beerdigung miterleben. Ich mag dieses Wort "Beerdigung" nicht, denn ich verbinde damit oft Trauer, Leid, Schmerz und vielleicht sogar auch Angst. Doch hier in Kenia spricht man nicht von Beerdigung, sonder nennt es die "Feier des Lebens", was wesentlich positiver klingt. Für diese Fest nimmt sich hier jeder Zeit, der diesen Menschen vielleicht auch nur einmal über den Weg gelaufen ist. 
Sieben Tage bevor der Menschen von dieser Welt verabschiedet wird, nehmen sich Familienangehörige und Freunde sehr viel Zeit für einander. Jeder kümmert sich liebevoll um die Hinterbliebenen, indem sie sie bekochen, gemeinsam beten und singen, mit im Haushalt unterstützen, und das große "Abschiedsfest" vorbereiten. Als Hinterbliebener hat man da nicht das Gefühl von Einsamkeit umgeben zu sein, denn rund um die Uhr wird man mit lieben Menschen versorgt, die einem tröstende Worte schenken.

Anders wie bei uns wird der Leichnam hier im eigenen Garten beerdigt, was ich sehr schön finden. Dabei heben die Familienangehörigen gemeinsam mit den engsten Freunden das Grab aus. Dies gibt den Trauernden ein Gefühl von Gemeinschaft und jeder hat dadurch auch nochmal die Möglichkeit dem Verstorbenen persönlich etwas zurückzugeben.
Auch finde ich die Grabstelle im Garten seiner eigenen Familie zu haben, eine sehr schöne Idee. Den wer fühlt sich schon wirklich wohl auf einem Friedhof, abgeschieden von dem Ort, den man Zuhause nennt. Einem Menschen in seinem eigenen Garten zu gedenken, an einem idyllischen Ort, den man gemeinsam mit einander verbindet, erscheint mir doch viel schöner.
Außerdem finde ich es, tut mir leid für die Ausdrucksweise, fast schon pervers, über den Tod eines Menschen hinaus noch Geld zu generieren, indem man eine Grabmiete für seinen ewigen Ruheort  bezahlen muss. Aber das nur nebenbei gesagt.


Zurück zu meiner Erfahrung. Nachdem nun der Garten vorbereitet ist, findet nach sieben Tagen das sogenannte "Celebartion of Life" "Feier des Lebens" statt. Ein kompletter Tag wird dieser Person gewidmet, welcher mit einem gemeinsamen Marsch von dem Zuhause des Verstorbenen bis zum Ort der Feier, beginnt. Das ganze Dorf, Familie und Freunde sind nun eingeladen über das Leben des Verstorbenen zu berichten, was sie gemeinsam erlebt haben, was sie an der Person sehr wertschätzen und wodurch sie von dieser Person inspiriert wurden. Es wird viel Geschmunzelt und alte Erinnerungen werden wieder zu neuem Leben erweckt. Danach folgt eine Fotopräsentation, mit wilden, lustigen und kuriosen Fotos von dem Verstorbenen. Ein Heft, welches an die Gäste verteilt wird, erzählt die Geschichte des Verstorbenen angefangen von der Kindheit, über die berufliche Laufbahn, sein Glaubensleben und Gründung seiner eigenen Familie in Kombination mit bunten Bilder. Dieses Heft wird auch während Zeremonie vorgelesen, sodass jeder sich diesen Menschen und sein wertvolles Wirken hier auf Erden nochmal in Erinnerung rufen kann. 
Anschließend werden Worte der Ermutigung von Freunden und Pastoren an die Familie gerichtet und auch Menschen, die selbst schon einmal einen Verlust erlebt haben, geben Zeugnis davon, was ihnen in dieser Zeit ganz besonders geholfen hat. Dies ist auch der Zeitpunkt, an dem jeder noch einmal die Gelegenheit hat dem Verstorbenen durch einen persönlichen Beitrag, wie Gedicht, Lied, Tanz oder Bilderpräsentation, eine letzte Ehre zu erweisen.

Darauf folgt ein Gottesdienst, indem das Thema "Hoffnung auf ein Leben bei Gott" eine wichtige Rolle spielt. Spätestens da realisierte ich, wie wichtig es ist ein Glaubensfundament im Leben zu haben. Was gibt mir Hoffnung und nimmt mir die Angst vor dem Tod, der allen von uns gewiss ist. Sagen zu können, dieser Mensch ist nun bei Gott, bei dem er ewigen Frieden und Fülle erfahren darf, ist doch eine viel schönere Vorstellung, welche mir Kraft und Hoffnung gibt. Und auch ich selbst habe weniger Angst, wenn ich sagen kann, am Ende dieses Lebens wartet Gott mit offenen Armen auf mich und ich darf endlich in seiner Herrlichkeit wohnen und all meine Lieben wiedersehen.
So auch Jesus Worte in der Bibel:
"Seid ohne Sorgen und habt keine Angst!" forderte Jesus seine Jünger auf. "Vertraut Gott und vertraut mir! Denn im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch nicht gesagt: "Ich gehe hin, um dort alles für euch vorzubereiten. Und wenn alles bereit ist, werde ich wiederkommen und euch zu mir holen. Dann werdet auch ihr dort sein, wo ich bin. Den Weg dorthin kennt ihr ja."Johannes 14:1-4 



Die Worte des Pastors waren keine abstrakten Worte der Ermutigung und Hoffnung, sondern stellten klar, dass wir nichts zu verlieren haben, wenn wir unser Leben nach Gott und seinem Sohn Jesus Christus ausrichten, sondern nur dadurch gewinnen können. Der Gottesdienst war von andächtigen, wie auch Lobpreisliedern begleitet. Manch einer möchte sich fragen, was freudige Lieder hier zu suchen haben. Warum sollten wir uns nicht freuen, wenn wir endlich unseren Vater, der uns im Schoss unserer Mutter geformt und für unser Leben gesorgt hat, in die Arme schließen dürfen? Freuen wir uns nicht auch, unsere Eltern und lieb gewonnen Freunde nach einer lange Zeit der Distanz wiederzusehen? 
Nach dem Gottesdienst ging es wieder zurück und jeder hatte nun die letzte Möglichkeit sich am Grab mit einer Schaufel Erde bei diesem Menschen zu verabschieden. Mit einem gemeinsam Abendessen für alle Beteiligten an der Zeremonie wurde das Fasten an diesem Tag gebrochen und in den Gesichtern konnte man Freude und Erleichterung entdecken. Die gesamte Feier war sowohl von Traurigkeit und Schmerz, wie aber auf von Freude und Fröhlichkeit begleitet, was mir sehr viel Hoffnung schenkte. Den die  Bibel lehrt uns, wenn wir uns zu Jesus Christus bekennen, dem Licht, dann sind wir aus der Gnade Gottes erettet durch unseren Glauben und nicht durch unsere Werke. Es ist ein Geschenk von Gott . (Vgl. Epheser 2;8-9

Diese Erfahrung zeigte mir, wie viel Trost und Kraft Gemeinschaft für Menschen spendet, die jemanden verloren haben. Auch wenn uns dabei oft die richtigen Worte fehlen, auf die kommt es gar nicht an, sondern darauf, dass jemand da ist, mit dem man gemeinsam weinen kann. So sei ermutigt Menschen zu besuchen, die durch solch eine schwere Zeit gehen. Scheue dich nicht davor, du wirst gewiss ein Segen für sie sein!

Und weil sich bei diesem Thema auch anbietet über sich selbst und seine Leben nach zudenken, möchte ich dir mit den folgenden Gedankengängen ermutigen. Stell dir einmal deine eigene Beerdigung vor! Ja, es ist hart darüber nachzudenken, doch niemand kann dieser Tatsache entkommen. Du solltest mehr darüber nachdenken, dass auch dein Leben ein unvorhersehbares Ende hat. Dies sollte dich täglich anspornen danach zu leben, als wäre heute dein letzter Tag!
Deshalb mach dir einmal Gedanken darüber: Wo wärest du, wenn du heute sterben würdest im Licht oder in der Dunkelheit? Welche Spuren möchte ich im Leben anderer Menschen hinterlassen? Was wünsche ich mir, was andere Menschen an meiner Beerdigung über mich berichten sollen? Als welcher Mensch möchte ich in Erinnerung bleiben? 
Und nun gehe, pack die Dinge am Schopf und setzte sie in deinem Leben um, damit du es nie bereuen musst es nicht getan zu haben. Ich wünsche Dir von Herzen Gottes Kraft dazu!


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