Einfach Leben!

Denn wir haben nichts in die Welt gebracht; darum können wir auch nichts hinausbringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so wollen wir uns damit begnügen.
1. Timotheus 6; 7-8
Das lässt sich hier in Kenia für mich leichter umsetzten als in Deutschland. Und ich muss sagen, es befreit mich, macht mich erfüllter und glücklicher, als wenn ich ständig alles in Fülle zu Verfügung habe.
So freue ich mich sehr, wenn genug Wasser für eine Dusche vorhanden ist, auch wenn diese kalt ausfällt. Dafür ist es eine gute Stärkung für mein Immunsystem und kurbelt den Stoffwechsel an. Das selbe gilt auch für Strom und Internet, welche vor allem in der Regenzeit häufig ihren Geist aufgeben und man quasi dazu gezwungen wird sich anderen Sachen, wie zwischenmenschlichen Beziehungen, kreativen Aufgaben oder einem Buch zu widmen, was für Geist und Seele eine große Bereicherung ist.
Auch beim Waschen bin ich hier auf Handwäsche umgestiegen. Sie ist stromsparender, ressourcenschonender und gesünder, da man seinen Körper in Bewegung setzen muss. In Deutschland ist diese Methode aufgrund der Wetterlage etwas schwierig umzusetzen, dennoch kann man zumindest im Sommer den natürlichen und kostenlosen Trockner der Sonne in Betrieb nehmen. 


Zu diesem einfachen Leben gehört es auch, dass das gegessene Fleisch häufig aus dem eigenen, gut gepflegt und genährtem Besitz stammt. So steht es auf dem Wochenplan, einmal in der Woche einem gut gewachsenem Hühnchen auf die Pelle zu rücken. Das ist auch für mich etwas Neues und ich bin ein gespannter Lehrling in Sachen Tierschlachtung. Dennoch habe ich wirklich großen Respekt vor dem Tier selbst und der Aufgabe der Schlachtung. Die Menschen hier, gehen sehr respekt- und würdevoll mit ihren Tieren um und sehen sie ebenfalls als Geschöpf aus Gottes Hand an. So versuchen sie auch bei der Schlachtung das Tier nicht unnötigem Leid auszusetzen. Ganz anders, wie wir es in Deutschland mit unsere Massentierhaltung betreiben, die Tier und Mensch Leiden lässt und keinen Respekt gegenüber der Schöpfung Gottes vermittelt. 











Gekocht wird hier mit Gas und Feuer, welches etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt und somit die Vorfreude auf das Essen um so größer wird. Kenianer vergnügen sich gerne mit Rindfleisch und Hühnchen, aber auch Ugali, ein Maisbrei, der die leeren Mägen für längere Zeit füllt. Was ich sehr gerne genieße ist Chapati, eine Art Pfannkuchen, denn man hier wie unser Brot ist. Natürlich gibt es hier auch eine Menge leckerer exotischer Früchte, bei denen man als Deutscher jedoch etwas vorsichtig im Genuss sein sollte.
Dennoch bin ich sehr dankbar für das Essen, was mir täglich serviert wird, auch wenn es sehr einfach und für meine gewohnten Verhältnisse etwas einseitig ist. Die teils abgemagerten Körper der Mädchen erzählen mir, wie sehr sie unter mangelhafter Ernährung leiden. Doch James und Evelyn setzten alles daran, die hungrigen Mägen der Mädchen zu füllen, sodass sie gut genährt wieder in die Schule starten können. Dabei haben sie große Vertrauen in Gott, denn sie erhalten keine staatliche Unterstütztung. Sie sind also auf die Hilfe großzügige Menschen angewiesen, um 30 leere Mägen zu füllen. Das nenne ich mal Gottvertrauen!


Dennoch bin ich der Meinung, dass dieses einfache Leben eine tiefere Erfüllung schenkte und mehr Kreativität und Freude im Menschen hervorbringt. Dabei hat man nicht ständig alles auf Knopfdruck zu Verfügung, muss auch mal geduldig warten und freut sich dann um so mehr, wenn man es nach längerer Zeit der Sehnsucht genießen kann. Warum müssen wir in unserer westlichen Welt alles besitzen und haben, was uns die Medien und Werbung präsentieren? Wieso können wir nicht auch Dinge mit anderen teilen, dadurch Beziehungen pflegen, Geld sparen und es in sinnvollerer Dinge, wie wertvolle Erfahrungen oder in Menschen investieren? Auch ein weißer Mann namens Jesus sagte einmal:  

Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat. Lukas 12;15

Trotz dessen, dass die Menschen nicht unseren Lebensstandard haben, scheinen sie mir hier in Kenia viel glücklicher und zufriedener, mit dem wenigen was sie haben und freuen sich um so mehr, über die kleinen Dinge, die wir in Deutschland als selbstverständlich ansehen. Dadurch werden einem die vielen kleinen Freuden geraubt, die jeder einzelne Tag für uns bereit hält, wenn wir nicht ständig alles zu Verfügung haben. 
Ein großer Gewinn aber ist die Frömmigkeit zusammen mit Genügsamkeit.
1. Timotheus 6;6

In welchen Bereichen deines Lebens könntest du mehr Genügsamkeit üben? Dich auch mal mit weniger zufrieden geben oder einfach auch mal für eine Zeit verzichten? Probier es doch einfach mal aus und du wirst sehen, mit welcher Freude du erfüllt wirst, wenn du dich nicht immer deinem kurzfristigen Verlangen nach etwas hingibst.


Ich wünsche Dir von Herzen gesegnete Ostern.
Und vergiss nicht, dass es jemanden gibt, der Leiden auf sich genommen hat, damit du frei sein kannst! 


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